Vogel.Stimmen.Fest

„Wir singen schöner als Orpheus, als die Götter und die Musen selbst!“ – behaupten die neun Töchter des Pieros. Sie treten an in einem Wettstreit gegen die Musen mit einem sechsstimmigen Madrigal – und verlieren haushoch diesen Olympischen Song Contest. Zur Strafe für den Hochmut werden die Verliererinnen in krächzende Elstern verwandelt. Mit Luca Marenzio und Orlando di Lasso sind Seicento vocale und das Publikum live dabei bei diesem Wettgesang. 

Doch nicht nur Nymphen, Musen und Elstern kommen in diesem neuen Vokalensemble-Programm zu Wort: An der Schwelle zwischen Renaissance und Frühbarock, zwischen geisterfülltem Pfingsten und weltlichem Getümmel, hören wir in den launigen Gesang der Amsel, des Kuckucks und natürlich der Nachtigall in Kunstform gegossen. Diese rückt besonders ins Zentrum der Aufmerksamkeit mit Moritz Eggerts (*1965) Komposition Nacht.Tick.All. (2014), in welcher chorische und solistische Vertonungen des Wortes „Nachtigall“ in 20 verschiedenen Sprachen mit fünf Blockflötenarten für einen Spieler in Dialog treten. 

Das vielstimmige Geplapper von Individuen fußt dabei in der Anlage auf dem Gedanken des Pfingstfestes in der christlichen Tradition: auch Melchior Vulpius und Johannes Eccard (Der heilig Geist vom Himmel kam) schildern den fröhlichen Zustand völliger Sprachverwirrung bei gleichzeitigem Einverständnis des gemeinsamen Geistes. Im Sinne eines gemeinsamen Geistes agiert auch Seicento vocale in diesem Sommerprogramm, das aus wenig gehörten 6- bis 18-stimmigen Werken der Renaissance, des Frühbarock und der zeitgenössischen Musik zusammengestellt ist. 

Die Aufstellungen im Kirchen- & Konzertraum spiegeln die Besetzung und Faktur der Partitur wider, aber auch die Mehrdimensionalität des Klangerlebnisses: Von überall her zwitschern Vogelstimmen wie spät am Sommerabend, Engel singen einander zu wie im berühmten Markusdom, der Inspiration gab zur venezianischen Mehrchörigkeit des Barock, Echo-Effekte entführen in die Höhlen der griechischen Nymphen. An die Seite der Singstimmen treten eine kleine Continuo-Gruppe sowie der Blockflötist Max Volbers, der immer wieder ins Geschehen einstimmend, überleitend, widerhallend eingreift. Seicento vocale ist diesen Sommer vielstimmig, vielsprachig, vielsagend – klingt das nicht vielversprechend?

Repertoire: Moritz Eggert (*1965) Nacht.Tick.All. (2014) 

Werke von Luca Marenzio (ca. 1553–1599), Orlando di Lassos (1532–1594), Clément Janequin (1485– 1558), Melchior Vulpius (1570–1615), Johannes Eccard (1553–1611), Leo Hassler (1564–1612), Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525–1594) und Jacobus Clemens non Papa (ca. 1512–1555)

Konzerte: 

So, 7. April 2024 Konzert in der Dorfkirche Schlagsdorf 

Fr, 17. Mai 2024 Konzert in der Martin-Luther-Kirche Detmold 

Sa, 18. Mai 2024 Konzert in St. Marien Warendorf 

So, 19. Mai 2024 Matinéekonzert in St. Nikolaus Haan-Gruiten

Mit freundlicher Unterstützung durch den Deutschen Musikwettbewerb, ein Projekt des Deutschen Musikrats